4. Rumänienpresenz bei der Blasmusik-EM in Niederösterreich

Freitag, der 13. Mai, 5 Uhr morgens. Die Musiker laden ihre Instrumente und ihr Gepäck ein, der Bus der Temeswarer Stadtverwaltung schließt die Türen und es geht los Richtung Österreich. 9 Stunden später kommt man in Heidenreichstein an der Grenze zu Tschechien an. Zeit gibt es noch, um sich frisch zu machen, die neuen Uniformen anzuziehen, die speziell für diesen Auslandsauftritt von einer Arader Textilienfabrik genäht wurden, und es geht weiter los nach Brand. Da wartet das große Veranstaltungszelt schon voll und neugirig auf die Darbietungen der angereisten Kapellen. Eine kurze Einwärmung in den Kulissen und man wird schon auf die Bühne gebeten. Es geht dabei um das freie Programm der Kapellen vor dem breiten Publikum. Im Zelt sitzen aber auch die Fachjouroren, die aufmerksam auf alle Details achten. Berwertet werden der Gesamtklang, die verschiedenen Instrumentengruppen aber auch das Ankommen bei der Hörerschaft.

Als erstes spielt die Stadtkapelle Temeswar den Temeswarer Konzertmarsch von Franz Watz. Zu Gehör kommen auch Eigenkompositionen von Dirigent Franz Hoffner, wie dieser Walzer verliebte Herzen, aber auch ein paar BigBand-Stücke wie das in den 20-er Jahren berümt gewordene Ciribiribim mit Trompetensolo und natürlich auch böhmische Stücke wie die „Späte Liebe“ von Ernst Mosch. Die Temeswarer bilden eine der insgesamt 20 Kapellen, die sich an der diesjährigen Auflage der Blasmusik-EM angemeldet haben. Die Teilnehmer kommen aus Österreich, der Schweiz, Deutschland, Belgien, Tschechien, Ungarn und Rumänien und treten gegeneinander in drei Kategorien an. Einer der Initiatoren dieses Wettbewerbs ist der aus dem Banat stammende deutsche Musikwissenschaftler, Komponist und Arrangeur Franz Watz, der auch dieses Jahr Mitglied der Jürie ist. Durch diese Europameitserschaft soll die traditionelle Blasmusik in den Vordergrund gerückt werden, f

Was bedeutet aber, eine Blasmusik-EM zu organisieren? Darüber berichtet Projektleiter Jürgen Uitz. Der Auftritt des Temeswarer Orchesters bei der diesjährigen Auflage der EM ist auch für ihn nicht der erste Kontakt zu Rumänien. Der Projektleiter wird auf die Bühne gebeten, er bekommt als Geschenk eine Flasche Marmaroscher Schnaps und für ihn erklingt das dem bekannten Geträng gewidmete Stück. Die Temeswarer spielen im Bierzelt weiter und es ertönt der „Böhmische Traum“, eines der beliebstesten Stücke bei den Fans der Blasmusik. Im Publikum sitzen auch ehemalige Temeswarer, die sich auf den Auftritt des Banater Orchesters sehr freuten. Irene und Peter Grün wurden im Banat geboren, sie leben seit mehreren Jahren in Österreich und zählen zu den Blasmusikgenießern.

Dirigent Franz Hoffner ist mit dem Auftritt vor dem Publikum sehr zufrieden. Nach dem Auftritt der am Wettberwerb teilnehmenden Kapellem zapft der Bürgermeister der Marktgemeinde Brand-Nagelber das Bierfass an. Zur EM-Warm-up-Party spielen die Lechner Buam, Sieger des Oberkrainer Award auf.

Am Samstag geht es für die Temeswarer weiter. Eine Probe steht im Sall des örtlichen Musikvereins Heidenreichstein an, im Anschluss daran wird gegrillt und es geht nach Brand zum EM-Programm zurück. Innerhalb eines Festaktes gibt der Chor aller Blasmusikkapellen aus dem Umfeld ein Großkonzert zum 350. Jubiläum der Marktgemeinde Brand-Nagelberg. Im Zelt geht die große EM-Party los und zu Gast sind die Fegerländer dabei, die selbst auch den Titel des Europameisters der Blasmusik tragen.

Der Sonntag bringt mit sich das Wertungsspiel der Temeswarer vor der Fachjürie. Aufgespielt wird im Kulturheim der Gemeinde Altnagelberg. Die Kapelle von Franz Hoffner trägt ein Einwärmunsgstück und fünf Wertungsstücke vor und die meisten stammen von Franz Watz. Nach dem Wertungsspiel geht es zurück zum Hauptzelt in Brand, wo alle Kapellen gespannt auf die Preisverleihung warten. Der Vorsitzende der Jürie Gottfried Reisegger gibt die Gewinner bekannt: Die Stadtkapelle Temeswar erreicht 90,30 Punkte und belegt den 4. Platz in der Höchststufe für Profimusiker.

Hier die Gewinner in den 3 Kategorien: Europameister in der Mittelstufe sind die Friensberger Blasmusikanten aus der Schweiz, den Europatitel in der Oberstufe gewinnt die österreichische Blaskapelle Karwenka, während die Woody Blech Peckers ebenfalls aus Österreich zum Europameister in der Höchststufe gekürt werden und zum Abschluss der Blasmusik-EM noch einmal aufspielen dürfen.

Eine sehr gelungene Auflage der Blasmusik-EM – damit sind es sich die Beteiligten einig, aber auch eine sehr schwere, da die teilnehmenden Kapellen alle sehr gut waren, fügt Jüriemitglied Franz Watz hinzu. Der deutsche Komponist Banater Herkunft gab in diesem Jahr auch eine CD mit der Temeswarer Stadtkapelle heraus. Sie heißt „Mit Dampf und Blech ins Wassertal“ und sie wurde auch innerhalb der Blasmuik-EM vorgestellt.

Nach einem Bewertungsgespräch mit Franz Watz ging es für die Temeswarer nach Hause zurück. Nach einer langen Nachtfahrt kommt man am Montag in der Früh in Temeswar wieder an – Zeit für Schlussfolgerungen mit Dirigent Franz Hoffner. Er lobt die Veranstaltung der diesjährigen Blasmusik-EM, gibt sich mit dem in Österreich Geleisteten zufrieden und blickt auf eine insgesamt erfolgreiche Jahreshälfte zurück. Für ihn bleibt die Blasmusik weiterhin eine Herzensangelegenheit, auch wenn sie in Rumänien nicht mehr so Inne ist wie damals, als im Banat mehr Deutsche lebten. Man blickt aber zuversichltich auf neue Auftritte vor, denn die 18. Auflage der Blasmusik-EM wurde bereits schon für Mai 2017 in Bamberg, Deutschland angekündigt.

Fotos: der Verfasser

Adrian Ardelean, Waldviertel/Niederösterreich, 13.-15.05.2016