Europa wohin? – zum Eurothalia-Festivals 2016 in Temeswar

Die Leitfrage der diesjährigen Festivalauflage lautete „Europa wohin?“. Die Auswahl der Stücke machte Theaterwissenschaftlerin Andrea Andrei. Das Festival startete und endete mit zwei Stücken aus Detuschland, worin die Darsteller ihre eigenen Geschichten erzählten. Während es im letzten Stück um Migranten in Deutschland ging, wurde im ersten der Ost-West-Konflikt in Berlin thematisiert.

Im Projekt „Schubladen” begegnen Mitglieder des weibliche Performance-Ensembles She She Pop 20 Jahre nach der Wende einigen ost-sozialisierten Gegenspielerinnen auf der Bühne. Dabei werden Stereotype und Vorurteile laut, wie im Gespräch der Ossies untereinander bei einem Shot Vodka. Die Wessies lassen aber nicht nach: die drei Westfrauen lästerten über ihre Ostkolleginnen bei einem Proseko.

Ähnlich wie im ersten Stück des diesjährigen Eurothalia-Festivals ging es auch im letzten um persönliche Geschichten der Darsteller, nur diesmal etwas zugespizter. Das Stück „Situation“ des Maxim-Gorky-Theaters beginnt mit einem Deutschunterricht für Flüchlinge. Lehrer Stefan soll Noah aus Israel und ihrem palestinensischen Ehemann Sprachkenntisse beibringen. Auch in diesem Fall werden die Vorurteile mit viel Sathire thematisiert. Es stellt sich heraus, dass Deutschlehrer Stefan auch einen Migrationshintergrund hat: er selber kam als Kind mit seiner Familie aus Kasachstan nach Deutschland und war das einzige Familienmitglied, das die Sprache erlernen konnte. Darsteller Dimitrij Schaad ist auch in seinem reelen Leben ein Russlanddeutscher.

Die Schlussfolgerung des Festivals zieht die Intendantin des Deutschen Staastheaters Temeswar Ioana Iacob. Nach diesen vollen 8 Festivaltagen geht es für das Temeswarer Ensemble ohne Verschaufpause gleich weiter.

Fotos: der Verfasser

Adrian Ardelean, Temeswar, 07.-14.10.2016