Urzelnlauf oder „Fuga lolelor“: sächsischer Brauch, von Rumänen wiederbelebt Feb06

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Urzelnlauf oder „Fuga lolelor“: sächsischer Brauch, von Rumänen wiederbelebt

Leise knarrt das Tor, als das Mädchen in die Nacht hinausschleicht, vor sich das Lager der Feinde. Seit Wochen ist die Kirchenburg von Agnetheln umzingelt, die Verschanzten sind verzweifelt, die Vorräte längst aufgebraucht. Ursula nimmt ihren Mut zusammen –  dann rennt sie los: „Hirräii! Hirräii!“  Die zottelige, schwarze Gestalt mit furchterregender Fratze, Fell und Hörnern  knallt beherzt mit der Geißel zwischen die Zelte. Die schlaftrunkenen Türken packt das nackte Entsetzen: Das kann nur der Leibhaftige sein!

Agnetheln, 29. Januar 2017: Die Straße, die zum Stadtzentrum führt, ist voller solch dunkler Gestalten: Hemd, Hose und Tuch mit schwarzen Filzzotteln besetzt. Ein bodenlanger Flachszopf. Eine riesige Kuhschelle, die mit jedem Schritt klappert. In der einen Hand eine kunstvoll geflochtene  lederne Geißel, die andere streckt Kindern die Quetsche hin, in der Krapfen stecken. Das Beste aber ist die Maske: Hauptsache furchterregend! Eine Fratze, umrahmt vom Fell eines wilden Tieres, mit Schwanz, Pfötchen, manchmal auch Kopf. Und obwohl Hasen oder Marder keine Hörner haben, sind solche oft vorhanden. Peitschen knallen, Rätschen schnarren ohrenbetäubend zum unermüdlichen Schellen. Dann zerreisst ein kraftvolles „Hirräii!“  die Luft: Fort mit dem Winter! Weg mit der Kälte! Ab mit euch bösen Geistern!

Urzeln als Beschützer der Zünfte

Die Gestalten, die sich zum traditionellen Urzelnlauf, rumänisch „Fuga lolelor“ durch die Stadt versammelt haben…weiterlesen